Werbeblocker? Ja Bitte!
Zur Zeit tobt ein rechtlicher Kampf zwischen diversen Zeitungen und einer Firma die ein Add-On zum Blockieren von Anzeigen anbietet.
Ich setze die Dinger schon seit einigen Jahren ein und habe - abgesehen vom Weinen der Herausgeber - kaum Nachteile sondern hauptsächlich Vorteile gefunden.
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Werbeblocker? Ja Bitte!
Zur Zeit tobt ein rechtlicher Kampf zwischen diversen Zeitungen und einer Firma die ein Add-On zum Blockieren von Anzeigen im Internet anbietet.
Ich setze die Dinger schon seit einigen Jahren ein und habe - abgesehen vom Weinen der Herausgeber - kaum Nachteile sondern hauptsächlich Vorteile gefunden
Fangen wir mit dem einzigen Nachteil an den ich erkennen kann, und zugegebenermaßen ist es ein ziemlich großer Nachteil.
Die Seiten die ich mittels AdBlock um ihre Werbeeinnahmen bringe könnten aufgrund Finanzproblemen eingehen.
Im Prinzip nutze ich die Leistung der Seiten ohne dafür die Kosten in Kauf zu nehmen - die Kosten sind hier das Betrachten und Anwählen von Werbung. Angenommen jemand lebt von dieser Werbung und alle verwenden AdBlock nimmt er kein Geld mehr ein und muss dicht machen.
In gewisser Weise ähnelt das Problem dem der Computerläden in den 80er und 90er Jahren. Ich musste selbst miterleben wie ein Geschäft nach dem anderen schloß weil die Kunden lieber zum Elektromarkt gingen und dort den Rechner ein paar Mark billiger kauften.
Ganz schlimm waren diejenigen die sich lange beraten liessen und dann mit einem "ich muss noch überlegen" den Laden verliessen. Ganz klar wo diese dann als nächstes hinfuhren.
Die Folge war dass das Fachwissen und die Möglichkeit EDV-Kleinteile zu bekommen im Laufe der Zeit verschwanden.
Dennoch habe ich keinerlei Skrupel Tools zu verwenden die Reklame ausblenden. Warum nicht?
Ich denke ein Beispiel spricht für sich:
Ein aktueller Artikel der NWZ, aufgerufen ohne Werbeblocker. Sieht jemand überhaupt noch den Artikel?
So sieht das Ganze ohne Reklame aus:
Das sagt eigentlich schon alles aus.
Aber Online-Werbung hat noch weitere Nachteile.
Werbung irritiert
Oft genug ist Werbung animiert oder sogar vertont. Schließlich lebt der Werbende davon dass man seine Reklame sieht und anwählt. Das lenkt schon einmal ab, und es wäre nicht das erste Mal dass eine Werbung mich schier vom Sitz wirft weil ich nach dem Musikhören die Lautstärke nicht wieder heruntergeregelt habe.
In letzter Zeit kommen immer mehr Werbungen die sich entweder über den eigentlichen Seiteninhalt legen (siehe die Red-Bull-Reklame) oder den eigentlichen Seiteninhalt verschieben. Besonders auf dem Handy kommt es immer wieder vor dass ich auf etwas tippen will, aber einen Moment davor der Bildschirm durch eine Werbeeinbledung umgestaltet wurde. Das ist nicht nur nervig, das kann soage gefährlich sein ("Sind Sie sicher dass Sie die Daten löschen wollen?").
Werbung kostet Datenvolumen
Da hat man nun eine sogenannte Flatrate, aber der Anbieter erlaubt es nur eine bestimmte Menge an Daten herunterzuladen. Das an sich ist ja schon einmal eine Schweinerei (zumindest der Name "Flatrate" ist da sehr irreführend), aber da alle Provider das Angebot künstlich verknappen gibt es leider keine Alternative.
Auch Werbung zählt natürlich zu dieser Datenmenge, also zahlt man schon vor dem Ansehen selbst für die Reklame!
Werbung, getarnt als Artikel
Gerne gestalten die Anbieter ihre Reklame auch so dass sie mit einem Artikel verwechselt werden kann. Das sieht dann so aus:
Die Hervorhebungen sind natürlich von mir. Jemand der nicht genau aufpasst und den kleinen Text "Anzeige" übersieht könnte denken dass Spiegel Online hier gegen private Krankenversicherungen wettert und womöglich Schritte tun die nicht umkehrbar sind.
Gemein sind auch bezahlte Suchergebnisse wie hier bei Bing:
Sehr ironisch: ich suche unter dem offiziellen Browser von Microsoft mit der offiziellen Suchmaschine von Microsoft nach dem offiziellen Antivirusprogramm von Microsoft, und Microsoft bietet als Erstes zwei "Treffer" an die nichts mit Microsoft zu tun haben. Der erste Treffer verweist sogar auf ein komplett anderes Programm, der zweite zwar auf das richtige Programm aber bei einem Downloadportal. Diese bieten gerne ein volkommen unnötiges "Download-Tool" das im günstigsten Fall nur weitere Reklame anzeigt, im ungünstigsten Fall AdWare mit installiert.
Ohne Werbung (oder mit Firefox) erscheinen die Security Essentials sofort.
Werbung sammelt Daten
Im Internet funktioniert Werbung anders als im Fernsehen oder in Printmedien. Der Herausgeber kann nämlich genau feststellen ob, wann und von wem welche Werbung abgerufen wird. Außerdem erhält er Informationen auf welcher Seite die Reklame angezeigt wurde (denn dafür erhält die Seite Geld) und kann damit feststellen welche IP-Adresse welche Seiten anschaut.
Die Aussage allein dass Adresse 10.0.0.8 sich sehr für heise.de interessiert hilft natürlich noch nicht viel, wenn aber über ein Gewinnspiel, eine Meldung oder ein Formular auf einer Seite die Zuordnung gemacht werden kann "10.0.0.8 gehört Carsten Schöps" können die Werbenden die Folgerung ziehen "Carsten interessiert sich für heise.de und damit für Computer".
Schlimmer ist es noch mit Smartphones, denn hier können Apps auf quasi alle Informationen zugreifen die gespeichert sind wenn man es ihnen nicht explizit verbietet. Eine hinterhältig programmierte Anzeige kann dem Betreiber Unmengen von Daten zuspielen. Zwar werden die Anzeigen meistens geprüft, aber es kommt doch immer wieder etwas durch.
Was also tun gegen Reklame auf Webseiten?
Gegenmaßnahmen: Werbeblocker
Glücklicherweise haben findige Leute Programme geschrieben die diese Reklame erkennen und ausblenden können. Programme wie "AdBlock" oder "AdBlock Edge" werden als Browser-Add-On installiert und filtern die Reklame im Hintergrund aus ohne dass man es mitbekommt.
Ich persönlich bevorzuge "uBlock" bzw. "uBlock Origin", denn das ursprüngliche Programm "AdBlock Plus" ist inzwischen kommerzialisiert worden und bietet Firmen an dass sie sich von der Blockade freikaufen können.
Zwar behauptet die Betreiberfirma dass sie nur Werbung durchlässt die "unaufdringlich" ist, aber was damit genau gemeint ist entscheidet eben die Firma, nicht ich.
Darum verwende ich einen unabhängigen Blocker bei dem ich selbst die Kontrolle habe was akzeptabel ist oder nicht.
Das Schöne: man kann bei diesen Programmen auch Ausnahmen erlauben. Wenn also eine Seite hilfreich und die Werbung nicht zu nervig ist kann man dem Programm sagen "diese Seite darf Reklame anzeigen". Damit kann man den Seitenbetreibern etwas Gutes tun und dazu beitragen dass die Seite länger überleben kann.